1981
Prince of the City

Lumet greift sein Lieblingsthema auf: die Korruption der Polizei. Serpico war schon ein Meisterwerk, diesmal macht es Lumet noch besser. Nach diesem Drei-Stunden-Epos stellt sich möglicherweise jeder die Frage, ob es auch nur einen einzigen nicht korrupten Bullen gibt.

Daniel Ciello nennt man den König der Stadt, weil er das Korruptionsnetz im Rauschgiftdezernat kontrolliert und ausgiebig vom System profitiert. Ausgerechnet er wird zum Verräter. Zwar will er seine Kollegen raushalten, wird jedoch von nun an gemieden. Nach und nach gerät er in die Isolation. Die Staatsanwälte und Politiker, die ihm jede Unterstützung zugesagt hatten, setzen ihn immer mehr unter Druck. Ciello ist dem immer weniger gewachsen. Versprechen werden nicht eingehalten. Vertrauen kann er niemanden mehr. Er ist auf sich allein gestellt. Als er die Seiten wechselte, stieß er das Tor zur Hölle auf. Am Ende soll er auch noch wegen Meineids angeklagt werden. Da überrascht es dann fast, daß sich ein paar Ermittler finden, die zu ihm halten und ihn vor einer Anklage bewahren. Schließlich werden seine korrupten Freunde verhaftet. Doch das ist kein süßer Sieg. Ciellos Zukunftsaussichten sind trostlos. Er beginnt eine neue Existenz als Dozent einer Polizeihochschule. Als ein Student seinen Namen hört, verläßt er die Vorlesung. Ciello taugt nicht zum Helden. Wer will sich schon mit einer Ratte identifizieren? Die Botschaft ist so düster wie die Farben des Films, der wieder einmal ästhetisch wenig überzeugt, dafür aber mit einer beklemmenden Dramaturgie und ausgezeichneten Schauspielleistungen. Vor allem Treat Williams liefert als Daniel Ciello eine Meisterleistung ab.

Ricardo Salva
April 2011